Neue Erkenntnisse über Körperformen und Krebsrisiko

Fig. 1 Loadings for the four different body shape phenotypes

Ein Forscher:innenteam um Dr. Anja Sedlmeier (Lehrstuhl für Epidemiologie und Präventivmedizin der Universität Regensburg) und Dr. Heinz Freisling (International Agency for Research on Cancer – Weltgesundheitsorganisation) hat in Zusammenarbeit mit weiteren Partnern im Rahmen der Auswertung einer groß angelegten europaweiten Studie herausgefunden, dass vier verschiedene Körperformen in unterschiedlichem Maße mit dem allgemeinen Krebsrisiko und dem Risiko für verschiedene spezifische Krebsarten zusammenhängen. Diese Ergebnisse wurden jetzt unter dem Titel „Body shape phenotypes of multiple anthropometric traits and cancer risk: a multi-national cohort study” im British Journal of Cancer veröffentlicht.

Die Herleitung und Definition von unterschiedlichen Körperformen ist ein neuer und vielversprechender Ansatz. In Bezug auf die Körperzusammensetzung und die Körperfettverteilung sind sie offensichtlich aussagekräftiger als die klassischen anthropometrischen Maße wie der Body-Mass-Index oder die Körpergröße allein und erlauben daher ein besseres Verständnis und eine genauere Beurteilung des Risikos für Krebserkrankungen.

Die erste Körperform beschreibt vor allem Personen, die durch einen übermäßigen Körperfettanteil charakterisiert sind; mit ihr wurde ein erhöhtes Risiko für Krebs insgesamt und für zehn verschiedene Krebsarten in Verbindung gebracht. Die zweite Körperform, welche größere Menschen mit eher geradem Körperbau repräsentiert, konnte mit einem höheren Risiko für fünf verschiedene Krebsarten verbunden werden. Die dritte Körperform beschreibt am ehesten größere Personen mit einer vermehrten Fettansammlung in der Bauchregion und war positiv mit dem Gesamtkrebsrisiko sowie 12 verschiedenen Krebsarten verknüpft. Die vierte Körperform repräsentiert eher einen athletischen Körperbau und wurde mit keinem erhöhten Risiko für Krebserkrankungen in Verbindung gebracht.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die derzeitige Krebsbelastung im Zusammenhang mit Übergewicht und Körpergröße auf der Grundlage der klassischen anthropometrischen Merkmale wahrscheinlich unterschätzt wird und die abgeleiteten Körperformen neue Einblicke in die Krebsentstehung und -diagnose ermöglichen.

Originalpublikation

Sedlmeier A.M., Viallon V., Ferrari P., Peruchet-Noray L., Fontvieille E., Amadou A., et al. 2022. “Body shape phenotypes of multiple anthropometric traits and cancer risk: a multi-national cohort study”. British Journal of Cancer, DOI: https://doi.org/10.1038/s41416-022-02071-3