Einrichtung einer Datenintegrationsplattform zur Optimierung von Therapiekonzepten

Studiengruppe Leberkarzinom

Primäre Leberkrebserkrankungen wie das hepatozelluläre Karzinom (HCC) und das Gallengangskarzinom (biliary tract cancer, BTC) erfordern hochdifferenzierte Therapien, die die Lokalisation, das multinoduläre Erscheinungsbild und das Vorliegen einer zugrunde liegenden Lebererkrankung berücksichtigen müssen. Die Einrichtung einer Datenintegrationsplattform zur Optimierung von Therapiekonzepten bei der Behandlung von primärem Leberkrebs ist unerlässlich, um die Erforschung und Behandlung dieser Erkrankungen voranzutreiben.

Bei Leberkrebs sind die optimalen Behandlungsmodalitäten oder -sequenzen oft nicht klar definiert und die angewandten Methoden hängen im Einzelfall stark von der Expertise des jeweiligen Zentrums ab. Zudem spielt oft das Vorliegen einer zugrundeliegenden Lebererkrankung und deren Einfluss auf die Leberfunktion eine entscheidende Rolle für die anwendbaren Therapieoptionen. In den beteiligten sechs bayerischen Universitätskliniken wird eine große Zahl von Patienten behandelt. Um strukturierte Daten zu Patienten - und Tumormerkmalen sowie zu Therapien zu erheben, sind für HCC und BTC aufgrund der Komplexität der Behandlung, der Nachsorge und des Rezidivrisikos hochkomplexe Datenmatrizen notwendig.


Hauptziel ist die Etablierung einer Datenintegrationsplattform zur detaillierten Erfassung der krankheitsspezifischen Daten von Patienten mit Erstdiagnose von primärem Leberkrebs. Die erhabenen Daten sollen die Basis für die Optimierung von Therapiekonzepten bei der Behandlung von primärem Leberkrebs (HCC und BTC) für alle an den 6 bayerischen Standorten behandelten Patienten. Bis 2024 konnte erfolgreich eine Datenintegrationsplattform für das HCC an allen beteiligten Standorten etabliert mit Einschluss von Patienten begonnen werden mit detaillierter Erfassung von patientenindividuellen Risikofaktoren, Krankheitsstadium und Therapiesequenzen sowie der Lebensqualität vor und unter Therapie. Eine Datenbank für das BTC befindet sich aktuell im Aufbau und wird insbesondere aufgrund der hohen Relevanz der individuell unterschiedlichen genetischen Veränderung für die Therapie des BTC wichtige Einblicke in die Möglichkeiten – und Limitationen – individualisierter Therapieansätze bieten.
Ziel der Datenbanken ist das Screening und nach Einwilligung der Einschluss aller Patienten und Patientinnen mit der Erstdiagnose der entsprechenden Tumorentität an den sechs bayerischen Universitätsklinika. Die Analyse solch großer Datenbanken von Leberkrebspatienten wird die Grundlage für die Erstellung von prospektiven Studien einschließlich Biomarker-Studien und klinischen Studien sein, die alle sechs BZKF-Zentren einschließen.


Bisherige Meilensteine: 

  • In einem ersten Schritt wurde eine web-basierte Datenbank des bereits etablierten bitcare-Systems für das HCC mit den ADT-Daten (Admission, Discharge, Transfer) einschließlich allgemeiner Patientendaten, tumorspezifischer Daten, Daten zu Tumortherapien und zum Therapieansprechen, Daten zur Leberfunktion bei Erstvorstellung und im Therapieverlauf und Daten zur Lebensqualität zu definierten Zeitpunkten aufgebaut und eine breite Einwilligungserklärung („Broad Consent“) erarbeitet. 
  • Der Einschluss von HCC-Patienten konnten an allen sechs Universitätsklinika begonnen werden und präliminäre Analysen zu Patienten-spezifischen Charakteristika bei Erstdiagnose konnten anhand der bisher erhobenen Daten bereits durchgeführt werden.
  • Zur Nutzung detaillierter radiologischer Daten der Tumoren wurde eine Zusammenführung der ausführlichen klinischen HCC-Daten mit dem HCC-Datensatz des BORN-Projektes geplant. Hier konnte bereits ein erster Test zur technischen Zusammenführung der Daten erfolgreich abgeschlossen werden.
  • Zusätzlich zu der begonnenen Datensammlung konnten in der Studiengruppe Lebertumoren zwei klinischen Studien geplant und gestartet werden und eine retrospektive Analyse zu unerwünschten Wirkungen der HCC-Systemtherapie abgeschlossen werden:
    • HOMIE-166: Radioembolisation des HCCs mit Holmium (166Ho), 5 BZKF-Zentren, (Leitung: Jens Ricke, LMU): Planung, Initiierung der Studienzentren und Rekrutierungsbeginn
    • MONTBLANC: Studie zur systemischen Erstlinientherapie des HCC (Leitung: Enrico de Toni, Alexander Philipp, Najib Ben Khaled, LMU): Initiierung und Rekrutierung 
    • Retrospektive Analyse: Blutungen und thombembolische Ereignisse nach systemischer HCC-Therapie (Leitung: Florian Reiter, WÜ): abgeschlossen und publiziert

Zukünftige Meilsteine: 

  • Ausweitung der Datensammlung der HCC-Patienten an allen sechs bayerischen Universitätsklinika mit Analyse und Publikation Patienten-spezifischer Risikofaktoren nach Erreichen eine ausreichend großen Patientenzahl
  • Etablierung der Datenplattform für das BTC und Start der Rekrutierung an allen 6 BZKF-Zentren.
  • Ausweitung der Zusammenführung der strukturierten radiologischen Daten für das HCC mit klinischen Daten bei Tumorerstdiagnose und im Therapieverlauf zur Identifikation prognosebestimmender radiologischer Marker (Zusammenarbeit mit dem BORN-Projekt)
  • Etablierung eines Biobanking von Tumor- und Blutproben im Rahmen klinischer HCC-Studien unter Nutzung der Infrastruktur der Biobanken. 

  • Aufbau und Pflege einer Datenbank, die alle 6 BZKF-Zentren und ein breites Spektrum an patienten- und tumorspezifischen Daten zum HCC und BTC umfasst, über kontinuierliche Zeiträume
    • Detaillierte Informationen zu Langzeitverläufen, prognostischen Markern, Therapieansprechen und Therapiesequenzen des HCC
    • Dokumentation des klinischen Befindens und der Lebensqualität der Patienten abhängig von Tumorstadium und Therapie
  • Analyse und Integration radiologischer und klinischer Marker zur Prognosebestimmung und Marker für Therapieansprechen bei HCC-Patienten
  • Etablierung von Probenahme und Biobanking (Tumorproben/Flüssigbiopsien) für definierte Patientenkollektive zur Etablierung tumorspezifischer Biomarker für Therapieansprechen und Rezidivrisiko

BZKF Studiengruppe Leberkarzinom