HPV-Impfung: Krebsprävention selbst in die Hand nehmen

Wanderausstellung in Bayern schafft Bewusstsein für den kurzen Piks, der lange schützt.

Die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) bietet einen wichtigen Schutz vor späteren Krebserkrankungen nach entsprechenden Infektionen. Im Jahr 2021 lag die HPV-Impfquote jedoch erst bei 54 Prozent bei den 15-jährigen Mädchen und bei 27 Prozent bei den 15-jährigen Jungen. Zusammen mit starken Partnern wirkt Bayern dem negativen Trend entgegen. Die Wanderausstellung „HPV hat viele Gesichter“ des Deutschen Krebsforschungszentrum, der Deutschen Krebshilfe, der Deutschen Krebsgesellschaft und der preventa Stiftung zeigt bis Februar 2024 an sieben Standorten in Bayern die Geschichten von Menschen mit einer HPV-bedingten Krebserkrankung. Die Besichtigung ist kostenfrei und soll die Besucherinnen und Besucher über die HPV-Impfung und die möglichen Folgen einer HPV-Infektion informieren. 

„Ein häufig genannter Grund für die geringe Beteiligung der deutschen Bevölkerung an der HPV-Impfung ist ein Wissensdefizit über das Thema. Diese Aufklärungskampagne kann dazu beitragen, diese Wissenslücke zu schließen und die Impfbeteiligung zu erhöhen“, sagt Dr. Nobila Ouédraogo von der Stabsstelle Krebsprävention des Deutschen Krebsforschungszentrums im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung der Ausstellung am 14.11.2023 am LMU Klinikum in München.

Prof. Claus Belka, Mitglied des BZKF-Direktoriums und Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am LMU Klinikum, betonte die große Bedeutung der HPV-Impfung: „Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass die Impfung das Risiko für HPV-Infektionen und die damit verbundenen Krebserkrankungen erheblich reduziert. Der Schutz, den die Impfung bietet, kann viele Jahre andauern und sogar lebenslang sein. Eltern und Jugendliche wissen immer noch viel zu wenig über humanen Papillomaviren (HPV) und die Impfung. Das Bayerische Zentrum für Krebsforschung (BZKF) will dem negativen Impftrend entgegenwirken und hat gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum die Organisation der Ausstellung in Bayern übernommen.“

„Ob Frau oder Mann: Es kann alle treffen.“ Das wissen auch Yvonne Köth, die 2015 selbst die Diagnose einer HPV-16 Infektion und Gebärmutterhalskrebs erhielt, und Stefan Kübler, der 2016 an Peniskrebs erkrankte. Gemeinsam mit anderen Betroffenen erzählen sie im Rahmen der Ausstellung „HPV hat viele Gesichter“ ihre Geschichten: „Krebs ist auch eine Infektionskrankheit. Es kann so einfach sein, sich zu schützen und Leid zu ersparen.“

„Unbehandelte HPV-Infektionen können zu schweren gesundheitlichen Problemen führen, wie Gebärmutterhalskrebs, Scheidenkrebs oder Vulvakrebs. Die beste Möglichkeit zur Vermeidung ist die HPV-Impfung und regelmäßige Vorsorge untersuchungen, um frühzeitig Anzeichen von HPV-assoziierten Erkrankungen zu erkennen,“ ergänzt Prof. Sven Mahner, Direktor der Frauenklinik der LMU in der Talk-Runde mit Prof. Martin Canis, Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde der LMU, der ergänzt: „Auch Krebserkrankungen im Mund-Rachen-Raum sind HPV-bedingte Krebserkrankun gen. Außerdem weiß man: Je mehr Menschen geimpft sind, desto größer ist der Schutz für alle noch ungeimpften Personen. Denn dann können die Viren sich insgesamt schlechter in der Bevölkerung ausbreiten. Diesen Effekt nennt man auch Herdenimmunität oder Gemeinschaftsschutz.“

Viren und Bakterien sind Krebsauslöser 

Krebs kann durch Viren und andere Erreger verursacht werden. Weltweit wird geschätzt, dass etwa jede sechste Krebs erkrankung auf Krankheitserreger zurückzuführen ist. Im Jahr 2021 spielten sie bei etwa 4 von 100 Krebsfällen in Deutsch land eine Rolle. Bestimmte Humanen Papillomviren (HPV) können verschiedene Krebsarten auslösen, seit 2006 steht eine wirksame Schutzimpfung zur Verfügung. Über 200 HPV-Typen sind weltweit verbreitet, wovon einige harmlos sind, wäh rend andere Warzen oder Krebs verursachen können. Die meisten HPV-Infektionen bleiben ohne Folgen, da das Immun system die Viren in der Regel bekämpft. In einigen Fällen jedoch, wenn verschiedene Risikofaktoren wie Rauchen oder ein geschwächtes Immunsystem zusammentreffen, kann die Infektion anhalten und zu Krebsvorstufen und letztendlich zu Krebs führen. Die HPV-Schutzimpfung ist ein entscheidender Weg zur Krebsprävention, idealerweise sollte die HPV Impfung vor Aufnahme erster sexueller Kontakte durchgeführt werden. Der Vorteil einer frühen HPV-Impfung spiegelt sich auch in Ergebnissen einer großen britischen Studie wider: Die Reduktion von Gebärmutterhalskrebs betrug bei vollständiger HPV-Impfung im Alter von 12-13 Jahren 87 Prozent, während sie bei Impfung im Alter von 16-18 Jahren nur noch bei 34 Prozent liegt.