Die Relevanz der Informationstechnik für die bayerische Krebsforschung  

BZKF_IT Onkologie Bayern

Am 14. Oktober 2022 trafen sich die IT-Spezialisten der bayerischen Universitätsklinika und Universitäten im Rahmen des ersten BZKF-Meetings „IT Onkologie Bayern“ in Erlangen. Ein Ziel des 2019 gegründeten BZKF-Netzwerkes ist es, Daten aus der onkologischen Forschung und Versorgung von Krebspatientinnen und Krebspatienten für gemeinsame, standortübergreifende Forschungsprojekte nutzbar zu machen. Unter Leitung von Herrn Prof. Prokosch, CIO des Universitätsklinikums Erlangen und Lehrstuhlinhaber für Medizininformatik an der FAU, wurden in den letzten zwei Jahren erste Schritte zum Aufbau der BZKF Real World Datenplattform unternommen. Nun war es an der Zeit, die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter aller sechs BZKF-Standorte über die einzelnen Aktivitäten zu informieren und den Weg aufzuzeigen, wie die bisher initiierten Projekte zu einem großen Ganzen zusammengeführt werden können.

Die geballte Kompetenz der Medizinischen Informatik der bayerischen Universitätsklinika war am 14. Oktober 2022 in den Räumlichkeiten des Translational Research Center (TRC) Erlangen versammelt. Vertreten waren die Leiter der Routine-IT-Abteilungen und der Datenintegrationszentren, das Team der BZKF-IT-Koordination und viele weitere mit IT-Fragen der Gesundheitsversorgung befasste Spezialistinnen und Spezialisten. In gemütlicher Runde bot das Treffen Möglichkeiten für konstruktive Gespräche und den persönlichen Austausch zu fachspezifischen Themen. Herr Prof. Prokosch, der im BZKF federführend für den Aufbau einer vernetzten und harmonisierten Dateninfrastruktur zuständig ist, erläuterte den Anwesenden den Status Quo der bisherigen Maßnahmen zum Aufbau der BZKF Real World Datenplattform. Glücklicherweise kann das BZKF dabei auf die Vorarbeiten der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Medizininformatik Initiative (MII) zurückgreifen, die bereits wichtige strukturelle Grundlagen für die Digitalisierung der Gesundheitsforschung geschaffen hat. Im Zentrum des geplanten BZKF-Datennetzwerkes stehen die von der MII etablierten lokalen Datenintegrationszentren (DIZ). In diesen neuen Einrichtungen werden Forschungs- und Versorgungsdaten eines Universitätsklinikums gesammelt, wobei Datenqualität und Datenschutz eine wesentliche Rolle spielen. Die Zusammenführung der Daten aus der Patientenversorgung in den DIZ unterliegt den strengen Vorgaben der Datenschutzgesetze auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene.

Alleinstellungsmerkmal – BZKF Machbarkeitsabfragen („Feasibilityportal“)

Im Rahmen der geplanten BZKF Real World Datenplattform sollen zum ersten Mal onkologische Basisdaten von Krebspatientinnen und Krebspatienten mit anderen Daten zusammengeführt werden, die bei der Behandlung von Krebserkrankungen in der klinischen Routine entstehen. Zum Beispiel werden bei vielen Patientinnen und Patienten radiologische Befunde (MRT, CT) erhoben, die Aufschluss geben sollen über Art und Ausbreitung der Krebserkrankung. Zur Vorbereitung auf die Therapieentscheidungen in sogenannten molekularen Tumorboards entstehen molekularbiologische Analyseergebnisse. Ebenso erfolgt in vielen Fällen, zusätzlich zu einer operativen Entfernung des Tumors, eine Bestrahlung. Hier entstehen sogenannte Strahlendosimetriedaten. Ziel der BZKF Datenplattform ist die Zusammenführung all dieser Daten in pseudonymisierter Form an einem Ort, nämlich in den lokalen Datenintegrationszentren (DIZ) der sechs bayerischen Standorte.

Die Auswertung des Datenschatzes, der hierbei entstehen wird, erfolgt nach den Prinzipien des verteilten maschinellen Lernens. Das bedeutet, dass die jeweils an einem Standort gesammelten Patientendaten den Standort nie verlassen, sie verbleiben im lokalen DIZ. Mit Hilfe eines sog. Feasibilityportals („Machbarkeit“) wird es für Forscherinnen und Forscher aber möglich, die Datenbestände zu spezifischen Krebserkrankungen standortübergreifend über alle BZKF-Standorte hinweg abzufragen. Da hier lediglich kumulierte Ergebnisse auf Machbarkeitsanfragen zurückgemeldet werden (Anzahl an Patientinnen und Patienten), wird zu jeder Zeit der Datenschutz gewahrt, während sich gleichzeitig ein hoher Mehrwert für Forscherinnen und Forscher im Rahmen einer Kohortenbestimmung ergibt.

Im Meeting präsentierte Herr Prof. Prokosch den anwesenden IT-Expertinnen und IT-Experten zum ersten Mal das BZKF-Feasibilityportal. Er führte eine erste, auf Testdatensätzen basierende, standortübergreifende Abfrage zu einem spezifischen Krankheitsbild durch. Herr Prof. Prokosch erläuterte: „Durch die flächendeckende Sicherung von komplexen Diagnostik- und Behandlungsdaten innerhalb des BZKF sollen Erkenntnisse für die Krebsmedizin gewonnen werden, die langfristig zu einer spürbaren Verbesserung der Behandlung von bayerischen Krebspatientinnen und Krebspatienten führen.“   

Im Anschluss an den Vortrag trafen sich die Teilnehmenden IT-Expertinnen und IT-Experten in kleineren Gruppen zu vertiefenden Gesprächen und zu einem gemeinsamen Mittagessen.